Freitag, 15. Juni 2012

Wie historisiert man eine Wohnung? Studio Peregalli berät:



In Neapel in unmittelbarer Nähe zum Castel dell`Ovo  gestaltet das Studio Peregalli eine Wohnung im alten Stil mit wenig Antiquitäten und viel Neuentworfenem. Kein übertriebender Kitsch, kein übermäßige Historisierung - nein, das Ambiente wurde entsprechend dem Äußeren angemessen gewählt. Schon der Eingang ist imposant: Ein rundliches Schwarzweiß-Fliesenmuster auf dem Boden zu aufgesetzten Säulen und griechischem Zickzackmuster. Trotzdem möchte man rufen: Gottseidank bleibt Roberto Peregalli und Laura Sartori Rimini nicht so kirchlich wie der Eingang vermutet. Obwohl ihr Credo besagt, dass "die Eingangshalle immer der Auftakt zu einer Geschichte ist."


Von der weißen Eingangshalle geleitet der Besuch direkt ins kombinierte Esszimmer mit Bibliothek. Gelinde gesagt, erinnert der Saal einem Sitzungszimmer altehrwürdiger Firmen: ein wenig staubig, vielleicht zu konservativ. Aber das neue Parkett ist der Hammer! Dass heutzutage noch so etwas neu entstehen kann...




Wir sind auf einem Rundkurs auf einer Etage: Vom Esszimmer geht es über in den blauen Saal. Keine schnöde blaue Tapete ziert hier die Wände, nein, das florale Muster ist reinster Damast auf Holzkonstruktion an die Wand getackert: Eine fantastische Idee, wer ruhige Zimmer liebt.


Neben dem herrlichen Ausblick aus den bodentiefen Fenstern auf das Castel dell`Ovo faszinieren die asymmetrischen Leinenvorhänge, die ebenso eine Eigenkreation wie Sessel und Sofa aus dem Studio Peregalli sind. Elegant ist wie sich der rot-blaue Perserteppich mit dem blauen Wandbehang und der Einrichtung zusammenfügt.


Nicht jedermanns Geschmack sin zwar die weißen Büsten und historiesierenden Gemälde-Schinken an der Wand, aber sie passen perfekt in das Gesamtkonzept der Räume. Ein moderner Farbkleks als Gemälde würde die Harmonie der Einrichtung empfindlich stören. Psst, das Sofa rechts ist mit dem gleichen Muster, aber schwerer Stoffqualität wie die Wände bezogen. Durch den Türbogen blinzelt schon das anschließende "grüne" Zimmer:


Sieht doch echt alt und staubig aus, oder? Lederbezogener Spieltisch links, floral aufgebrezelter Medaillonstuhl rechts. Nur der gepolsterte Pouf als Couchtisch ist erst eine Einrichtung der 2000er Jahre. Aber wer will jetzt schon kleinlich sein. Dann müsste man ja auch an der modernen Elektrik - auf die niemand verzichten mag - mäkeln...


Zuletzt ewin Blick in die Küche, wo die blauen Zementfliesen zu den Marmor-Ablagen perfekt harmonieren.
Verwirrend dieses Fleisenmuster über soviel Wand- und Bodenfläche zu verfolgen? Perfekt! Dann sieht man auch nicht gleich jeden Mini-Dreck!


Nur das karierte Muster in den Türen des Büffets hätte sich das Studio Peregalli schenken können. Aber wir wollen bei so einer Großtat nicht kleinlich sein. Weitere Informationen und Bilder auf Architectural Digest.