Donnerstag, 28. April 2011

PopArt ist kein kühles Design


Jonathan Fong ist schon ein cooler Typ: Eingezogen in eine reinweiße Wohnung ohne einen klitzekleinen Ansatz von Farbe, ließ er seinen Gestaltungswillen spielen. Nur der wunderschön polierte Holzboden blieb in der recht großen 3 Zimmer-Wohnung in Santa Monica verschont. Zu den aufregenden Designklassikern wie das knallrote Marshmallow-Sofa von George Nelson und dem schwungvollen Couchtisch von Isamu Noguchi (beides Vitra, über
Connox
zu bestellen) kombiniert er Vintage-Möbel in neuen Bezügen und eine imposante Bogenlampe. Anstatt aber nur die Wände in knalligen Farben anzustreichen, nimmt er sich "New Decoupage" von Durwin Rice zu Herzen und kauft wie von Sinnen in Museumsshops Plakate, selbst die meist nach Ausstellungsschluss günstiger angebotenen Banner auf, um diese abgewandelt einzusetzen.

Nicht nur die Wände werden mit Postern übersät, auch einfache IKEA Sitzstühle kombiniert mit Philippe Starck Stühlen erfahren durch die Decoupage von Postern ein poppiges Aussehen: Matisse trifft auf Renoir, Miro auf Monet - eine wirklich kunterbunte Zusammenstellung, die sich um einen schlichten Tisch mit satinierter Glasfläche tümmeln. In so einem kräftig farbenden Wohnzimmer fällt weder ein schwarz glänzender Flügel noch eine zierliche Glasblasen-Leuchte auf, die von kleinen Halogen-Deckenflutern unterstützt wird.

Selbst das Bücherregal wird eigenwillig neu gestaltet: Man nehme ein Expedit-Regal, lege es in die Waagerechte und schraube kleine metallene Füße darunter, damit das Sideboard elegant über den Holzboden schwebt. Ein schräg gekippter Spiegel widerspiegelt das Geschehen elegant am Esstisch und sorgt somit optisch für eine Vergrößerung des Raumes. Vom Esszimmer geht es über einen Küchentresen direkt in die Küche: Und hier wird es richtig bunt...



...PopArt Poster von Andy Warhol machen sich auf allen Schrankflächen breit - ob die berühmte Campbells Tomato Soup, die Cola Flaschen, riesengroße Blüten oder berühmte Gesichter von Jackie Kennedy bis Marilyn Monroe. So wird aus einer schlichten, weißen, schrecklich langweiligen Küche ein Pop-Refugium. Das sonnige Gelb der Wände ist nicht unbedingt vonnöten, lässt aber die PopArt hübsch strahlen. Jonathan Fong bemerkt, dass viele seiner Freunde sagen, dass die knallige Küche ihnen den Appetit verderben würde. Obwohl schlank, antwortet Jonathan Fong, dass es eher das Gegenteil bewirke, er liebt es nun in der Küche herumzuwerkeln und zu köcheln.

Genauso bunt geht es im sogenannten Medienraum zu: Samtblaues Sofa, kitschiges Rosengemälde, quietschgelber Königssessel und ein langer, voluminöser, roter Samtvorhang wie in einem Theater: Jonathan Fong will in diesem Raum eine Bar-Atmosphäre aufbauen. Matt glänzende Aluminiumflächen hat er hierzu mit ihrer Strichrichtung versetzt im Schachbrettmuster an der Wand verlegt, sodass die kräftige Farbe verzerrt von der Wand reflektiert wird. Und eigentlich sollte ein verspiegelter Schrank die Bar-Atmosphäre perfektionieren.


Aber das war eindeutig zu viel. So verschwindet der Spiegelschrank hinter dem samtroten Vorhang und nur eine kleine Theaterlücke lässt ihn hervorblitzen: Eine perfekte Illusion, dass hinter dem Vorhang ein weiterer Raum erscheint!
Den klobigen, alten Fernseher versteckt Jonathan Fong in einem alten Ahorn-Schrank, den Beistelltisch baut er aus einem IKEA Spiegel aufgeklebt auf einem einfachen, metallenen Gartentisch. Bitte beachten: das imposante Deckengemälde zwischen Barock und PopArt!

Im Schlafzimmer ist aber Schluss mit dem bunten Treiben: Hier herrscht das vorgesehene Weiß! Hier herrscht Ruhe für die Augen und Sinne, damit sich der Überkreative nur noch in seinen süßen Träumen bunt austoben kann. Verschieden strukturierte, weiße Stoffe bilden auf Rahmen aufgezogen den Bettabschluss und schlucken somit bestens mögliche Störgeräusche. Nach all dem farbenfrohen PopArt Design wirkt dieses Zimmer jedoch fast wie ein Krankenzimmer. Bitte überdenken.
Weiteres in der Los Angeles Times.