Freitag, 9. September 2011

Raffinierter Klau - perfekt getarnt


Es ist ein schlichtes Design, kein wilder Herumschreier, sondern ein funktionale Gestaltung: 1960 entwirft der dänische Architekt Arne Jacobsen eine Stehleuchte für das ebenfalls von ihm errichtete SAS Royal Hotel in Kopenhagen. Eine schwere ovale Bodenplatte mit charakteristischer kreisförmiger Aussparung, die für eine gute Standfestigkeit sorgt. Ein schmaler, gar dünner Pinn streckt sich, leicht schräg in der Lage in die Höhe und endet in dem Lampenschirm: Ein konisch angeschnittener Metallschirm mit verdicktem Hinterteil, ein wenig spöttisch, ein wenig verschämt dreinschauend. Ein minimalistisches Design von Arne Jacobsen, das bis heute ein Verkaufschlager der dänischen Firma Louis Poulsen ist - zu Recht.

Und wenn etwas perfekt verarbeitet zum Designklassiker aufsteigt, weckt es Neider: So hat Ehlén Johansson für das schwedische Möbelhaus ikea zugeschlagen und aus dem Designklassiker, der AJ Stehleuchte von Louis Poulsen, ein günstiges Modell gezaubert. Eine einfache runde Platte, ein dickerer Pinn und nur ein simpel geschnittener, konisch zulaufender Lampenschirm. In den typischen schlichten Farben gehalten, ein günstiges Plagiat für den Design-Unkundigen, der die schöne Form einfach liebt. Um sich vor dem Geschrei zu schützen, hat Ehlén Johansson für die sogenannte Stockholm Standleuchte von ikea ein kleines Lätzchen zum Einstellen der Leuchte eingeführt. Raffiniert und aufgrund des gewaltigen Preisunterschiedes wohl für viele ein Schnäppchen statt der schmucken Arne Jacobsen Stehleuchte von Louis Poulsen.