Verrücktes Erleben - Hotel Wanderlust in Singapur


Wem die Welt schon nicht zu bizarr im glatten und stets sauberen Singapur vorkommt, kann seinen Besuch mit dem Hotel Wanderlust im Stadtteil "Little India" von Singapur toppen.
Von außen wirkt das geräumige Haus recht normal, hübsche Verzierungen lockern die starre Hausfront auf. Gebaut wurde dieses herrschaftliche Haus als eine Schule in einem Anfang des 20. Jahrhunderts recht armen und bäuerlichen Gegend von Singapur. Vor einigen Jahren kauft der Boutique Hotelier Loh Lik Peng die alte Schule auf und wagte ein kleines Experiment - das Hotel Wanderlust. Nicht ein normales Hotel zum Übernachten sollte hier entstehen, sondern etwas mehr: Abenteuer, Aufregung, Erfahrung. Adventure-Urlaub in Singapur. Hierzu nahm sich der Hotelier ansässige Inneneinrichter und Architekten zur Hand und setzte nicht mit einem Designer-Team, sondern gleich mit Vieren sein Konzept um.

Starten wir in der Hotel-Lobby im Wanderlust: Was eigentlich aussieht wie ein buntes Sammelsurium aus Stühlen und Beistelltischen, kombiniert mit unterschiedlichen Leuchten, ist ein fein durchkombiniertes "Museum" der Designklassiker und kommender Design-Highlights. Chris Lee and Car Ang der ortsansässigen Designerschmiede Asylum arrangierten die Möbelklassiker von gestern und heute mit bunten Teppichen und wildem Mosaik zu einem Stil namens "industrial glam". Für Glamour sorgen die Designklassiker, für industriellen Charme die offen verlegten Rohre.
Ein Stockwerk höher im Hotel Wanderlust trifft man auf Hotelzimmer in kräftigen Farben - einzeln, nicht kombiniert! Spielt "Pink Triangel" mit einem kräftigen Pink, leuchtet "Yellow Submarine" in kräftigem Gelb und "Red Light" lässt den Rotlichtbezirk gekonnt aufleuchten. Damit man morgens auch noch weiß, wo man abends in Singapur zu Bett ging, leuchtet der Name des Zimmers - ein Songtitel, wie wahrscheinlich schon leicht erkannt - mit dem jeweiligen Interpreten in Leuchtschrift über dem Bett. Cooles Design von Phunk Studio.

In typischen kühlem Weiß richten Architekten Hotelzimmer im Wanderlust ein: Statt jetzt ohne Witz nur weiße Zimmer aufblitzen zu lassen, spielt DP Architects mit der neuen Beleuchtungstechnik LED. Während in dem einen Zimmer große, stilisierte Blumen die Wände schmücken, ist es woanders schicke Designklassiker in skizzenhafter Zweidimensionalität. Raffiniert wird die Geschichte, dass die LEDs hinter den einfachen Folienbildern in verschiedenen Farben leuchten: Rot für den heißen Abend, Blau für die Nacht und Gelb für den Morgen danach.


Noch ein Stockwerk höher im Hotel Wanderlust hört die "Coolness" moderner Gestaltung auf. Verliebt in Science Fiction, Comics und so, gestaltet das fFurious Designer-Team skurrile Ambiente. Hier ein Raumschiff mit bizarren Lebewesen, dort ein Blätterwald aus Filz als Deckengestaltung. Träume sind hier garantiert - ob sie mehr in Richtung Alptraum oder guten Schaf tendieren, liegt auch an dem jeweiligen Nervenkostüm des Schlafenden. Weitere Bilder unter Designboom.



Auch im Garten macht das Design im Hotel Wanderlust in Singapur nicht halt: Leuchtwürfel illuminieren die Terrasse geschmückt mit den herrlich bequemen Schaukelstuhl Voido des italienischen Herstellers Magis (zu kaufen bei Proform). Auf der Wiese tummeln sich für die Kleinen Designklassiker von Ray und Charles Eames: Der "Elephant Stool" in niedlicher Elefanten-Form (zum Beispiel bei Connox) ist aus robustem Kunststoff wie der Schaukelstuhl und kann somit ganzjährig die Terrasse und den Garten erfreuen. Klar ist jedoch zu erkennen, dass im gesamten Wanderlust in Singapur Designklassiker über Designklassiker geschickt, manchmal versteckt, eingesetzt werden, jedoch kaum mal ein Designklassiker eine Hauptrolle in der Gesamt-Gestaltung spielt.

Der Panton Chair "revisited" - Pulp von Kristalia


Es ist mir ein Rätsel, warum immer wieder der "Panton Chair" erneut gestaltet wird. So eine perfekte Gestaltung des dänischen Designers Verner Panton braucht nun wirklich kein Re-Design! Diesmal versucht sich Christophe Pillet für den italienischen Hersteller Kristalia an der Revolution des Freischwinger-Stuhles aus einem Kunststoff-Guss: Etwas eckiger, kantiger erscheint der Pulp Freischwinger gegenüber dem Panton Chair. Der Seitenflansch an der Sitz- und Rückenfläche wurde zu Armlehnen hochgezogen, obwohl der schmale Grat nun wirklich nicht zum Ablegen eines Armes einlädt. Also verhindert es nur das seitliche Herauskippen des Sitzenden, was aber eigentlich nur passiert, wenn zuviel getrunken wurde, oder?

Hätte Christophe Pillet den Pulp Stuhl mit Kufen versehen, dass er ein moderner Schaukelstuhl geworden wäre, ich wäre fasziniert. So aber bleibt der Kunststoff-Freischwinger von Kristalia einfach ein nicht notwendiges Plagiat. Kaufen Sie das Original von Vitra bei ikarus.de oder connox.de!

Peepen wir mal bei Wilco ins Studio...

Das "Lowlife" Magazin hat einen exklusiven Zutritt zum Allerheiligsten der amerikanischen Band Wilco bekommen, zum Irving Park Loft, indem sich eigentlich nur vernünftige Musiker und keine Design-Schnösel herumtreiben dürfen. Dass hier nicht das Ästhetische von höchstem Belang ist, ist eigentlich schon klar, aber dass dieses Aufnahmestudio derart gemütlich gestaltet wurde, ist schon verwunderlich. Dicke Orientteppiche finden sich ja in vielen Aufnahmestudios, schließlich schluckt ein dicker Teppich auch enorm viel Schall! Dazu dunkle, schokoladen-rotbraune Wände und fertig ist der Gemütlichkeitsaufwand der Band Wilco. Und im ganzen Sammelsurium an alten Gitarren, Keyboards und Leutsprecher-Boxen findet sich auch ein gutes altes TELEFUNKEN Röhrenradio, made in Germany. Was die Jungs so auf Touren alles mitgehen lassen...

Gut, mir ist es allerdings nicht so gemütlich im Aufnahmestudio, dass ich gleich in einem der Hochbetten schlafen gehen würde, aber im Wahn des Aufnehmens von guter Musik scheint der Weg zum eigenen Bett dem einen oder anderen Musiker zu weit zu erscheinen.

Weitere Bilder unter: Wilco im "Lowlife"- Magazin

Grammercy Park - elegant im Mid-Century Stil eingerichtet


Eine schicke Mid-Century Stil-Einrichtung hat sich hier Eric Ellenbogen von dem Architekten Michael Haverland und dem Inneneinrichter Alan Tanksley in einem alten New Yorker Haus aus dem 19. Jahrhundert zusammenstellen lassen. Ein Paul Lazlo Sofa trifft auf einen Paul Evans Couchtisch, beleuchtet von einer Andrée Putman Stehleuchte. Kombiniert wird dies fröhlich mit zwei biomorph anmutenden, italienischen Sesseln von Erberto Carboni Delfino, in deren Mitte sich ein kleiner, runder Tisch mit den typischen Zeichnungen von Piero Fornasetti tummelt. Um der Mid-Century Stil-Spielwiese den nötigen Freiraum zu verschaffen, wurde der Boden in einem angenehm hellen Grauton belassen und die bestimmende Wand mit bronze-dunkelbraunen Fliesen und eingelassenen Kamin versehen. So kann die gigantische Geigenfeige mit den Mid-Century Stil-Möbeln um die Wette strahlen.


So einen Aufgang liebe ich: Keine Ansammlung von albernen Stehrümchen, sondern ein ebenso geradliniges, französisches Sideboard aus feiner Eiche mit metallener Basis im Mid-Century Stil flankiert von zwei gleichgroßen Fotografien. Ein Blickpunkt auf dem Treppenabsatz, den man täglich wieder ins Auge fassen mag.


Das soviel Licht in den großen Wohnraum einfällt, hat mit einer kleinen bautechnischen Raffinesse zu tun: Anstatt eine geschlossene Decke einzuziehen, benutze Michael Haverland Glasbausteine. Große Dachfenster lassen das Licht durch die Glasbausteine nach unten fließen. In diesem "Wetterspiel" kann der Hausherr auf dem einladenden Tagesbett von George Nakashima mit Korbgeflecht-Rückenlehne oder im bequemen Ludwig Mies van der Rohe Tugenhat Sessel ausruhen. Neben den zwei Vintage-Möbeln aus den frühen 60er Jahren hat sich ein neuer Marcel Wanders Stone Hocker als kristallklarer Beistelltisch eingeschlichen. Bei der Schreibecke bleibt der Inneneinrichter Alan Tanksley dem Mid-Century Stil treu: Ein zierlicher Pierre Paulin Schreibtisch trifft auf einen Harry Bertoia Draht-Sessel - Metall zu Metall.



Und dass die Sonne mit ihren kräftigen Strahlen bis ins Wohnzimmer reichen kann, dass das Licht durch die Glassteine flirrend reflektiert wird, zeigt dieses Bild, aufgenommen unterhalb der Glasstein-Decke: Im flirrenden Sonnenlicht steht unter einer Bill Jacobson Fotografie eine Edvard und Tove Kindt-Larsen Kommode, die durch ihre runden Holz-Intarsien ins Auge fällt. Für mich hätte es das elegante, japanische Bonsai Bäumchen auch alleine auf der Mid-Century Stil-Kommode getan, aber wenn man schon der Sammelleidenschaft anheim gefallen ist, müssen die Schalen, Vasen und Tellerchen auch untergebracht werden. Soviel Disziplin, alle Sachen in einen großen Schrank zu verstauen und bei Gelegenheit bzw. den Jahreszeiten angepasst, das eine oder andere wieder aus der großen "Schatztruhe" herauszuholen, besitzen wohl nur die wenigsten unter uns.
Weitere Bilder unter: The North Elevation.