Der geldgierigen Baubranche ein Schnippchen zu schlagen und beim Hausbau Geld sparen, ist jedermanns Sache, sobald er nicht mit einem Silberlöffel im Mund geboren wurde. Arno Brandlhuber baut in Beton bzw. saniert auch in Beton und schlägt – falls nötig – auch mit dem Vorschlaghammer Fenster heraus, damit mehr Licht in den Bunker kommt:
Denn seien wir mal ehrlich: weder von außen noch von innen sieht es sehr heimelig aus. Klar sollen wir uns von den Vorstellungen befreien, erstens der herrschenden Ästhetik und zweitens der Abneigung gegen Beton. Aber wenn die neue Ästhetik zwischen Bunker und Abriss aussieht, steigen die Zweifel an der Moderne. Nicht dass wir Plüsch benötigen, aber diese Räume sehen nach Übergang, nach "Nicht-willkommen-sein" aus:
Auch wenn die offene Struktur, die glänzend eingesetzten Bodenflächen, tiefhängenden Pendelleuchten, geländerlosen Treppen faszinieren: Für Kinder ist diese Anti-Villa garantiert nicht geplannt, eher das Spielzeug eines Playboys, der gerne schocken will. Und apropos Energiebilanz – Beton braucht meist doch dringend Wärmeschutz, ist also absolut nicht energieeffizient. Oder gibt es einen neuen Betonstoff des 21. Jahrhunderts? Am besten sinterfrei?
Die langen Vorhänge wirken hier wie böse Geister in einem Märchen, verhüllen wie bei leerstehenden Häusern weiße Bettlaken die zu schützenden Möbel. Schick jedoch sind die verspiegelten Wände, die die Dreidimensionalität des Raumes auflösen und hoffentlich (!) auch etwas Stauraum verbergen. Aber man ist ja hier nur vorübergehend hier …
Obwohl die karge Küche – bezeichnenderweise unter der Treppe angeordnet und somit wohl von geringerem Stellenwert – funktionsfähig ausgestattet ist. Wer diese moderne Architektur zwischen Bunker und Abriss hinreißend findet, der sollte sich unbedingt das Interview mit Arno Brandlhuber mit
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