Samstag, 12. Dezember 2015
Karl Lagerfeld und Memphis
In den späten 1970er Jahren mupfen junge Designer rund um Mailand auf: Unter der Ägide von Ettore Sottsass entstehen neuartige Möbel, ungewöhnlich in der Form, kräftig in der Farbe. Die einen nennen es überdimensioniertes Spielzeug, andere verhöhnen es als billige Aufreißer-Ware. Dazwischen stehen die jungen Designer, die mit Memphis viel erreicht haben: Aufmerksamkeit in einer müden, auf Retro gebürsteten Designszene. Dass die neuartigen Möbel billig im Material sind, aber horrende Preise haben, nicht immer alltagstauglich, aber dafür Aufmerksamkeit erheischen – geschenkt, dafür werden es allesamt keine Verkaufsschlager …
All dies reizte den aufstrebenden Modezar Karl Lagerfeld (ja, er ist es wirklich - mit Lederjacke und Pluderhose 1983) seine Penthouse-Wohnung in Monaco vollständig im Memphis Design auszustatten. Genau in dem Jahr, 1983, als er erstmals für Chanel seine Kollektion vorstellt, lädt Karl Lagerfeld die deutsche Journalistin Regina Spelman und ihren Fotografen Jaques Schumacher ein, seine Wohnung zu fotografieren. Während Karl Lagerfeld auf den "Riviera" Stühlen von Michele De Lucchi am George James Sowden "Unknown" Tisch sitzt, öffnet sich das Wohnzimmer auf der anderen Seite zum bekannten Ettore Sottsass "Carlton" Regal vor dem "Oberoi" Sessel von George James Sowden und dem "Tawaraya" Partyring von Masanori Umeda.
Während Marco Zanini für sein "Dublin Sofa noch den Regeln im Möbelbau folgt, setzt sich Ettore Sottsass nicht nur bei der "Berverly" Kommode über alle Konventionen hinweg, puzzelt quasi seine Möbel zusammen.
Und wie aus dem Baukasten wirken auch sämtliche Leuchten von Ettore Sottsass, von der Bogenleuchte im Wohnzimmer bis zu den bekannteren Nachttischleuchten, der "Tahiti" Tischleuchte und die "Cavalieri" Stehleuchte, um das "Grand Lit" Bett und " Kristall" Beistelltisch von Michele De Lucchi.
Dass Michael Graves bei seinem “Important Plaza” Frisiertisch den Glamour des wiederum angesagten Art Deco der 1920er Jahre erlegen ist, sieht man auf den ersten Blick. Aber der Hollywood-ähnliche Spiegel passt perfekt zum Michel De Lucchi Bett in den Farben. Ob da nicht doch Karl Lagerfeld seine Hände im Spiel hat? Selbst den Brionvega Fernseher hat das Studio Memphis upgedated!
Und in der ecke des Schlafzimmers steht der “Pacific” Kleiderschrank zur “Oceanic” Tischleuchte von Michele De Lucchi auf dem “Brazil” Tisch von Peter Shire – coole Kombination, die mit der grauen Umgebung der Räume erst anfängt zu leuchten. Weitere Bilder der farblich abgestimmten und doch eigenartigen Memphis Einrichtung von 1983 in der monegassischen Wohnung von Karl Lagerfeld sind auf We Heart zu bewundern.