Architektur im Bogen




Da macht Architektur noch Spaß! Früher hätte man dieses Haus blumiger beschrieben: Das tanzende Haus. Das Haus mit dem schwungvollen Bogen. Heute beschränkt man sich auf schnöde Fakten. Dabei steht das von den niederländischen 24H Architects entworfene Haus in direkter Linie zu den spanischen Bauten eines Gaudi in Barcelona: Der Ausbruch aus der gleichförmigen und damit langweiligen Fassade und der Versuch in unsere meist quaderförmige bis kubische Architektur einen Bogen hineinzuschleusen. Gelungen sagen wir und danken, dass Nieuw Leyden, eine Stadtteil im Norden der niederländischen Stadt Leiden, diese innovativen und ebenso außergewöhnlichen Fassadengestaltungen erlaubt.


Die Architekten wählten eine durchgehende, imprägnierte Holzfassade, auf die gebogene Holzleisten mit einem kleinen Abstand aufgelegt wurden. Durch diese "lose" Auflage werden die Fenster nicht verdeckt und genügend Licht kann in die Räume fließen. Wichtig für die mehr in die Höhe als in die Breite gebauten Häuser ist ein sogenannter "Canyon" - ein Freiluft-Schacht mitten im Haus. Er sorgt für genügend Licht im Haus-Inneren und teilt somit geschickt die Räumlichkeiten in verschiedene Zonen auf.

Ebenerdig kann der Freiluft-Schacht als ein kleiner Indoor-Garten oder besser gesagt als überdimensioniertes Blumenfenster genutzt werden, denn in dieser recht kleinen Freiluft-Räumlichkeit wird sich kaum einer setzen, zumal es auch recht schattig zugeht.
Mir würde trotzdem ein kleiner, aber luftiger Urwald besser gefallen als diese kleine Blumentopf-Ansammlung. Und der Schwung der Fassade wandert bis ins Haus...

Faszinierend ist die Wandgestaltung aus Schichtholz, in das ein unregelmäßiges Muster an Löchern geschnitten wurde. Dieses organische Muster ist nicht nur hübsch anzusehen - besonders wenn ein großblättriger Urwald es unterstützen würde - sondern ist von den 24H Architects aus einem anderen Grund installiert worden:

Die gelöcherte Wand schluckt bestens den Schall im großen Raum. Besonders in Räumlichkeiten ohne Teppich muss mit solchen Tricks gespielt werden, um nicht in Lärm zu versinken.
Um das Muster der Wandgestaltung nicht aleine stehen zu lassen wurde die Treppe im gegensätzlichen organischen Muster - quasi als Schnittmuster - gestaltet. Verwenden Sie bei solch einer Musterwahl unbedingt das bestechende Design auch bei den Möbeln: Der Supernatural Stuhl oder Sessel von Ross Lovegrove für Moroso oder der Vegetal Stuhl der Bourroullec Brüder für Vitra (gesehen bei
www.connox.de
) bietet sich hier an.

Das Logomo Café in Turku in verwirrender Schwarz-Weiß-Optik


"Nothing happens for a reason", also "Nichts passiert aus einem Grund" entstand 2009 in einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen dem finnischen Möbel-Hersteller Artek und dem deutschen Künstler Tobias Rehberger im Logomo Café in Turku, Finnland. Bekannt für seine geradlinige, fast schon krasse Schwarz-Weiß-Optik mit netten Farbtupfern wie schon berichtet, setzt Tobias Rehberger auch in diesem Logomo Café in Turku auf die faszinierende OpArt-Kunst. Unter dem krassen Muster verschwinden Tische und Stühle von Artek, heben sich weder von Wand noch Boden ab. Wer hier sitzt, wird zum Störfall, insbesondere wenn er sich nicht an die strenge, von Tobias Rehberger inszenierte De Stijl Farbausrichtung hält und zum Beispiel eine Bluse im rosabraunen Paisley-Muster wählt.

Das faszinierende Spiel in Schwarz-Weiß Optik lässt Tisch und Stuhl von Artek auf dem Boden als irreal erscheinen: Darf ich mich nun hinsetzen? Oder ist das alles Trug? Manche werden sagen, der Künstler hält sich an einem banalen Schnittmuster, das man aus gewöhnlichen Näh-Zeitschriften kennt, fest. Versucht man in einem meist verwirrenden Näh-Schnittmuster-Bogen eine Linie zu verfolgen, ergeht es einem wie im Logomo Café in Turku.

Selbst über die großen, alten Fenster gehen die schwarzen Linien drüber wie über die Artek Möbel: Nichts lässt Tobias Rehberger aus, um ein allumfassendes Gesamt-Kunstwerk zu schaffen. Würden die Lichtquellen in ihrer Ursprünglichkeit belassen, wäre die Illusion auf den ersten Blick zerstört. Erklären Sie das mal Ihrem Vermieter...

Um den Effekt der augenschmeichelnden Verwirrung zu verstärken setzt Tobias Rehberger Spiegelflächen als Tischflächen und Kommoden-Seitenflächen der Artek Möbel ein. Das Auge hält sich nur noch an dem Muster fest und geht auf Achterbahn-Fahrt - hoffentlich hernach nicht auf Geisterbahnfahrt, denn das harte Muster wird sich bestimmt bei längerer Betrachtung wie die Sonne in die Augen einbrennen und somit im Freien noch ein wenig nachwirken: Man sieht die Welt in dem schwarzen Linienmuster.

Panorama-Aussicht auf einem alten Fiat


Nur Italiener kommen auf so eine verrückte Design-Idee und präsentieren sie auf der Mailänder Möbelmesse Salone Internazionale del Mobile 2011. Die Firma Meritalia und Fiat Geschäftsführer Lapo Elkann entwickelten auf der Grundlage des Fiat 500 aus dem Jahr 1957 eine kleine Möbelserie bestehend aus einem Tisch, Konsole und Sofa. Besonders schick ist das Panorama-Sofa auf der Motorhaube angeordnet. Vor allem in den italienischen Farben! Wir fragen uns nur, ob man zum Sitzen auf das Panorama Sofa nun hüpfen muss, denn so niedrig ist trotz kleiner Räder ein Fiat 500 nun auch wieder nicht.

Schick wird dieses Möbel-Design, wenn es vor dem richtigen Hintergrund eingesetzt wird. uns schwebt eine Fototapete vor: Eine grüne Alleestraße, ein Alpen-Panorama, irgendeine Heile-Welt-Sommer-Ansicht. Wenn das Sofa auf einer tapezierten oder gemalten Straße vor urlaubsreifen Hintergund steht, wird die Illusion und dieses Möbel-Design einfach perfekt. Mit dem Fiat 500 in den Urlaub träumen...

Ophir Zak ist mit "Between the lines" garantiert nicht zwischen den Stühlen


 "Between the lines" - ein experimenteller Stuhl des israelischen Designers Ophir Zak wird auf dem diesjährigen Salone Internazionale del Mobile in Mailand in der Ausstellung "Thinking Hands", kuratiert von der Bezalel Academy of Art and Design, gezeigt. Neue Ideen mit innovativen Materialien und Verarbeitungen zu fördern, steht im Mittelpunkt dieser Ausstellung.


Und so präsentiert sich das aufregende "Between the lines" Design von Ophir Zak: Der Stuhl mit seiner angedeuteten Rückenlehne ist aus einem einzelnen, perforierten Metallblatt hergestellt. Das dünne Metallblatt wird in seine Form gebogen, wobei sich die vorher gleichmäßige Perforation dehnt oder staucht. Durch diesen Stauchungsprozess der Perforation wird die Stabiliät an den Belastungspunkten gestärkt, während der Dehnungsprozess den luftigen Charakter dieses Stuhl-Designs perfekt unterstreicht.
Eine faszinierende Stuhl-Skulptur auf drei stets stabilen Füßen, die hoffentlich in Serienproduktion geht. Wie wäre es mit dem italienischen Gartenmöbel-Hersteller Emu?