Donnerstag, 10. Juni 2010

Sicher Radfahren in Velomobilen?


Technik hin oder her - es ist schon verwunderlich, welche Blüten der Fahrradmarkt hervorbringt: Schwere Fahrräder wie Schlachtschiffe, die zwar ein wunderschönes Design haben, manchmal an stromlinienförmige Räder der 30er Jahre inlusive der hübschen Fassbandmalerei erinnern, aber fast unbeweglich sind. Das Positive ist: Sie lösen diese schrecklich häßlichen, angeblich "vollgefederten" Ungetüme ab, die über Jahre in ihrer ganzen Unsinnigkeit den Markt bevölkerten. Hinzu kommen "Pedelecs": Fahrräder mit Elektromotor, die gerade die Senioren ansprechend finden, kann durch das kleine Motörchen so mancher Berg bewältigt werden, wo ansonsten nur Schieben angestanden hätte. Fahrräder zum Falten, Klappen  - leicht in oder auf jedem Auto mitzunehmen...

Aber kaum einer denkt an Regen oder Verkehrssicherheit. Gerne werden doch die angebotenen Fahrradhelme nicht getragen - zu unbequem, zu warm, einfach lästig, obwohl wir alle wissen, dass dieser Kopfschutz in unserem Verkehr notwendig ist. Und dann auch noch diese Vollkörper-Kondome aus Kunststoff: High-Tech Stoffe hin oder her - Sie können nur wählen, werde ich bei Regen von außen oder von innen naß? Gut, außer Sie lieben in Slow-Motion zu fahren...
Ich weiß, Wissende grinsen und schreiben V-E-L-O-M-O-B-I-L-E wie Leiba zum Beispiel (siehe Bild). Ich sage: Rollende Särge in knallbunten Farben. Ein Velomobile ist ein Liegerad auf drei Räder mit einer Vollverkleidung aus Kunststoff. Im Prinzip eine gut durchdachte Sache: Bequemes Fahren ohne Helm und Regenschutz mit Geschwindigkeitsgewinn durch die stromlinienförmige Außenhülle. Technisch gesehen auch eine große Nummer. Aber in unserem Verkehr sind diese Velomobile einfach nicht praktisch: Erstens zu breit für fast jeden Radweg. Zweitens zu wenig Übersicht durch die tiefe Liegerad-Position. Jede Leitplanke, hohes Gras, Büsche oder Zäune sind Ihnen im Weg. Ohne Rückspiegel müssen Sie schon sehr gelenkig sein, um sich auch nach hinten eine Übersicht zu verschaffen. Und in dieser tiefen Position auf der Straße zu rollen - in Augenhöhe mit jedem LKW-Rad? Nein danke.

Es gibt doch Motorräder wie BMW C1 oder Adiva - schicke Zweiräder mit einem praktischen Dach - so etwas aus leichtem Karbon gebaut, müsste es doch auch zum Strampeln geben. Himmel, wir leben im Jahr 2010, aber fahren noch auf Fahrrädern, die genauso auch in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts gebaut wurden. Wo bleibt der Entwurf?
Wahrscheinlich hat keiner Interesse so etwas zu verwirklichen: Automobilhersteller bauen nur Klappräder, um ihrer Marke einen grünen Anstrich zu geben. Radhersteller sind mit Renn-, Mountain-, und Trekkingrädern gut genug beschäftigt, als auch noch für die kleine Minderheit das zu bauen. Aber bedenken Sie: Viele Menschen pendeln zur Arbeit mit einer Fahrleistung unter 10km. Mit leichten, aber schlanken und hohen Fahrrädern, die genügend Regenschutz bieten, ohne Helm und sonstige Schutzbekleidung sicher sind, lassen sich sehr viele, gesundheitsbewußte Menschen bewegen, Ihr Auto stehen zu lassen und zu radeln. Es muss nur einer den ersten Schritt wagen.