Dienstag, 1. März 2011

String Regale - vergessene Designklassiker


Etwas überrascht war ich auf der imm Cologne Möbelmesse einen Stand STRING Regale zu finden. "Die gibt es noch?" schoß es mir durch den Kopf. In fast jedem Haushalt der 60er Jahre wurden diese filigranen Regalsysteme verbaut - nicht immer das schwedische Original, häufig auch andere Hersteller, die sich meist nicht qualitativ schlechter stellten wie hier zu sehen. Aber dass man dieses praktische Regalsystem noch neu kaufen kann, war mir nicht bewusst - wie so vielen anderen Leuten auch. Denn als ich dastand und die Qualität bewunderte, drehten sich die meisten Gespräche um nur einen Inhalt: "Das Regal hat ich auch in meinem Kinderzimmer!" Und so wurde der arme STRING Messestand-Betreiber mit diesem Spruch tagsein und -aus genervt. Wetten, dass die meisten Leutchen, insbesondere die sogenannten "Lautschreier" ein Billigheimer an der Wand kleben hatten? Denn ein STRING Regal war auch in den 60ern schon etwas Besseres, hat dieses Regalsystem die kleinen Häkchen zum Aufhängen der Regalbretter in das Drahtgestell. Hiermit sind sowohl Böden als auch Träger wackelfrei und somit in sich stabilisierend verbunden - eine wunderbare Lösung des schwedischen Architekten Nils Strinning, der dieses ausgeklügelte Regalsystem 1949 entwarf.


Schlicht in Weiß kann ein STRING Regalsystem in fast jedem Zimmer eingesetzt werden - ob in der Küche als offenes Geschirrbord oder im Wohnzimmer als Bücherregal. Auf einem dunklen Wand-Hintergrund kommt das zierliche Regal besonders gut zur Geltung.


Besonders in einer raumgreifenden Höhe mit eingesetzten Schrankteilen wirkt ein STRING Regalsystem äußerst elegant. Warum ist dieses einfache, aber bestens hergestellte Regal nicht so ein bekannter Designklassiker wie der Eames Lounge Chair von Charles Eames für Vitra? Oder die Sunburst Clock von George Nelson (ebenfalls Vitra)? Haben die Schweden zu billig ihr Designprodukt verkauft? Eher sind sie nicht gegen die Hunderte von Plagiaten, die den Markt überschwemmten, vorgegangen, vielleicht weil es nicht eindeutig war, wer wirklich der erste Designer war? Oder man es einfach in den frühen 50er Jahren nicht ernst nahm?


Wichtig ist es, wenn man sich in Designklassiker-Möbeln einrichten möchte, sich somit einen gewissen Stil aneignen möchte, sich auch stilgerecht im Krimskrams auszustatten. Nichts schlimmer als dieser immer wieder viel beworbene "Mix"-Stil: Alles passt, wenn wir die Augen schließen.
Zum STRING Regalsystem gehört wie das Ei zum Frühstück, der kleine, hölzerne Affe von Kay Bojesen - eigentlich nicht wie auf dem Bild an einem Bäumchen hangelnd, sondern an den Regal-Gitterstäben, bitteschön.