Es ist immer faszinierend Einblick in andere Häuser gewährt zu bekommen. Besonders aufregend wird es, wenn zum Einblick sich noch eine andere Kultur gesellt. Im Außengebiet Tokyos hat der Architekt
Ryue Nishizawa einen kleinen Appartementblock für sechs Mieter gebaut. Angepasst an die Nachbarschaft wurde aus vorfabizierten Modulen ein flexibles Haus gebaut, indem jeder Raum sein eigenes Haus ist. Auch das Badezimmer steht als einzelne Box mitten im Hof!
Bodentiefe Fenster zum Hof ermöglichen einen kommunikativen Austausch zwischen den Mietern und laden ein...
... sich es auch auf dem Hof zwischen den einzelnen Boxen gemütlich zu machen oder fleißig zu arbeiten.
In der japanischen Tradition steht das Bad für eine äußerst wichtige Reinigung nicht nur des Körpers, sondern auch der Seele. Dementsprechend wird der Nasszelle etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt als in Europa. Aber keine Panik, man muss in diesem Bad keinen Striptease vor seinen Mitbewohnern tätigen. Zum intimen Bad wird ein Vorhang vorgezogen.
So geradlinig das Haus außen wirkt, so spartanisch ist auch die Inneneinrichtung der einzelnen Zimmer: ein Futonbett, eine Kommode für den Krimskrams und eine einfache Kleiderleiste als Kleiderschrank. Mensch, was brauchst du mehr!
Und so steht die Stereoanlage - Plattenspieler, Verstärker wie Boxen - einfach auf dem nackten Boden im Zimmer. Keine aufwändige Regal-Konstruktion, weder für die Anlage noch für die vielen Schalplatten. Wie viele Hifi-Freaks kommen mir nun von wegen schlechter Aufbewahrung und sowieso miesen Sound, wenn der Plattenspieler nicht perfekt austariert ist. Pustekuchen. In so vielen Häusern Japans bin ich virtuell durchspaziert: Stets wurde viel weniger Aufwand mit dem eigenen Leben in den vier Wänden betrieben als wir es in Europa gewohnt sind. Nur wo stellen Japaner ihren Krempel hin? Erzählt mir nicht, die hätten so etwas nicht im Haus. Kann gar nicht sein, so viele Andenken wie Japaner auf Reisen einkaufen...
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