Donnerstag, 11. Juni 2015
Bizarre Kirche für ein fiktives Leben der Julie Cope
Wer mal ein verrücktes Haus sehen will, muss sich diesen Sommer sputen: In Wrabness, Essex, England, gestaltet Grayson Perry mit dem FAT Architekten Charles Holland eine Kapelle für ein fiktives Leben einer ganz gewöhnlichen "Essexwoman" Julie Cope (1953-2014). Viel wird nicht verraten, aber es muss ein verrücktes Haus im wahrsten Sinne des Wortes sein …
Die Fassade der fiktiven Kapelle besteht aus dutzenden von Kacheln (1900 sollen es sein!), teilweise figürlich als Fries ausgebildet. Betritt man das Haus über die Treppe öffnet sich ein Vorraum mit einem bizarren Mosaik, dass an griechisch-römisch-ägyptische Antike erinnert.
Im Hauptraum trägt die rote "Orgel" eine Julie Cope Figur, die einen an eine Nana Figur der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle erinnern. Überdimensionierte Gemälde zeichnen das fiktive Leben der Julie Cope nach. Ein bizarrer Schrein, der weder Traurigkeit noch Nachdenken hervorruft, sondern eher mit seinen kindlichen Zeichnungen zum Lachen anregt. Aber der sakrale Anspruch der Architektur lässt einen wohl das Lachen im Hals stecken.
Die dramatische Farbgebung aus Dunkelgrau mit Rot und Gelb wandert im Chevron-Zeichen von Fliesen zu Parkett und in fast rustikale grüne Fliesen, die das Relief der Außenfassade aufnehmen. Cool sind erstens die gekachelten Türen, zweitens der Ofen am Wanddurchbruch zwischen Hauptraum und Küche:
Sieht spartanisch aus gegenüber der barock anmutenden Architektur, funktioniert aber alles, obwohl es nur ein lebendiges Museum für dieses Jahr sein soll. Was danach passiert? Weiß nur Grayson Perry und Charles Holland. Weitere Bilder des verrückten Hauses im britischen Architects Journal.