Das große Handwerkskunst entsteht, wenn ein Architekt auf einen talentierten Tischler und Schreiner aufeinandertreffen, ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr wie vor einigen Jahrzehnten. Schließlich will kaum einer mehr die Kosten für Handwerkskunst auf sich nehmen. Lieber schnell und günstig bauen. Die australischen Architekten John Wilkin and Susanne Pini verbinden kostengünstig ihre handwerklichen Geschicke mit einem befreundeten Handwerker, um über Jahre ihren Traum meist wochenends zu verwirklichen:
Denn das in Sydney beheimatete Haus aus dem 19. Jahrhundert hat schon viele Umbauten erlebt, die allesamt bis auf die Hülle rückgängig gemacht wurden. Aber anstatt historisierend auf Drechselarbeit zu setzen, zieht in das australische Zuhause japanisches Flair ein. Das über zwei Stockwerke gehende Fenster im neuen Anbau zelebriert nicht das Kantige sondern das Runde in puristischer Weise: Aus witterungsbeständigem Zedernholz geschreinert überrascht nicht nur die ungewöhnlich asymmetrische Aufteilung zwischen starren Glasflächen, Fenstern und Regalflächen, sondern auch der charmante Sicht- und Sonnenschutz. Im Übrigen, ein Traum von einem Arbeitsplatz!
Die filigrane Verstrebung im japanischen Flair setzt sich im Innenbau fort: Während die Treppen aus lackiertem Metall nahezu schweben, unterbricht das zarte Treppengeländer in Holzverstrebungen kaum die Sicht. Kombiniert mit Designklassikern Nomos Tisch von Tecon und Series 7 Stühle von Fritz Hansen ergibt sich eine Einrichtung, in der sich jeder Le Corbusier oder Bauhaus-Fanatiker sofort wohlfühlen würde.
Und das japanische Flair macht selbst im bad nicht halt: Statt einen Holzzuber sorgen Holzpaneele für eine angenehm warme Atmosphäre. Weitere Bilder dieser vorwiegend selbst getischlerten Einrichtung bei
Dwell.