Donnerstag, 31. März 2011

Verrücktes Erleben - Hotel Wanderlust in Singapur


Wem die Welt schon nicht zu bizarr im glatten und stets sauberen Singapur vorkommt, kann seinen Besuch mit dem Hotel Wanderlust im Stadtteil "Little India" von Singapur toppen.
Von außen wirkt das geräumige Haus recht normal, hübsche Verzierungen lockern die starre Hausfront auf. Gebaut wurde dieses herrschaftliche Haus als eine Schule in einem Anfang des 20. Jahrhunderts recht armen und bäuerlichen Gegend von Singapur. Vor einigen Jahren kauft der Boutique Hotelier Loh Lik Peng die alte Schule auf und wagte ein kleines Experiment - das Hotel Wanderlust. Nicht ein normales Hotel zum Übernachten sollte hier entstehen, sondern etwas mehr: Abenteuer, Aufregung, Erfahrung. Adventure-Urlaub in Singapur. Hierzu nahm sich der Hotelier ansässige Inneneinrichter und Architekten zur Hand und setzte nicht mit einem Designer-Team, sondern gleich mit Vieren sein Konzept um.

Starten wir in der Hotel-Lobby im Wanderlust: Was eigentlich aussieht wie ein buntes Sammelsurium aus Stühlen und Beistelltischen, kombiniert mit unterschiedlichen Leuchten, ist ein fein durchkombiniertes "Museum" der Designklassiker und kommender Design-Highlights. Chris Lee and Car Ang der ortsansässigen Designerschmiede Asylum arrangierten die Möbelklassiker von gestern und heute mit bunten Teppichen und wildem Mosaik zu einem Stil namens "industrial glam". Für Glamour sorgen die Designklassiker, für industriellen Charme die offen verlegten Rohre.
Ein Stockwerk höher im Hotel Wanderlust trifft man auf Hotelzimmer in kräftigen Farben - einzeln, nicht kombiniert! Spielt "Pink Triangel" mit einem kräftigen Pink, leuchtet "Yellow Submarine" in kräftigem Gelb und "Red Light" lässt den Rotlichtbezirk gekonnt aufleuchten. Damit man morgens auch noch weiß, wo man abends in Singapur zu Bett ging, leuchtet der Name des Zimmers - ein Songtitel, wie wahrscheinlich schon leicht erkannt - mit dem jeweiligen Interpreten in Leuchtschrift über dem Bett. Cooles Design von Phunk Studio.

In typischen kühlem Weiß richten Architekten Hotelzimmer im Wanderlust ein: Statt jetzt ohne Witz nur weiße Zimmer aufblitzen zu lassen, spielt DP Architects mit der neuen Beleuchtungstechnik LED. Während in dem einen Zimmer große, stilisierte Blumen die Wände schmücken, ist es woanders schicke Designklassiker in skizzenhafter Zweidimensionalität. Raffiniert wird die Geschichte, dass die LEDs hinter den einfachen Folienbildern in verschiedenen Farben leuchten: Rot für den heißen Abend, Blau für die Nacht und Gelb für den Morgen danach.


Noch ein Stockwerk höher im Hotel Wanderlust hört die "Coolness" moderner Gestaltung auf. Verliebt in Science Fiction, Comics und so, gestaltet das fFurious Designer-Team skurrile Ambiente. Hier ein Raumschiff mit bizarren Lebewesen, dort ein Blätterwald aus Filz als Deckengestaltung. Träume sind hier garantiert - ob sie mehr in Richtung Alptraum oder guten Schaf tendieren, liegt auch an dem jeweiligen Nervenkostüm des Schlafenden. Weitere Bilder unter Designboom.



Auch im Garten macht das Design im Hotel Wanderlust in Singapur nicht halt: Leuchtwürfel illuminieren die Terrasse geschmückt mit den herrlich bequemen Schaukelstuhl Voido des italienischen Herstellers Magis (zu kaufen bei Proform). Auf der Wiese tummeln sich für die Kleinen Designklassiker von Ray und Charles Eames: Der "Elephant Stool" in niedlicher Elefanten-Form (zum Beispiel bei Connox) ist aus robustem Kunststoff wie der Schaukelstuhl und kann somit ganzjährig die Terrasse und den Garten erfreuen. Klar ist jedoch zu erkennen, dass im gesamten Wanderlust in Singapur Designklassiker über Designklassiker geschickt, manchmal versteckt, eingesetzt werden, jedoch kaum mal ein Designklassiker eine Hauptrolle in der Gesamt-Gestaltung spielt.

Dienstag, 29. März 2011

Der Panton Chair "revisited" - Pulp von Kristalia


Es ist mir ein Rätsel, warum immer wieder der "Panton Chair" erneut gestaltet wird. So eine perfekte Gestaltung des dänischen Designers Verner Panton braucht nun wirklich kein Re-Design! Diesmal versucht sich Christophe Pillet für den italienischen Hersteller Kristalia an der Revolution des Freischwinger-Stuhles aus einem Kunststoff-Guss: Etwas eckiger, kantiger erscheint der Pulp Freischwinger gegenüber dem Panton Chair. Der Seitenflansch an der Sitz- und Rückenfläche wurde zu Armlehnen hochgezogen, obwohl der schmale Grat nun wirklich nicht zum Ablegen eines Armes einlädt. Also verhindert es nur das seitliche Herauskippen des Sitzenden, was aber eigentlich nur passiert, wenn zuviel getrunken wurde, oder?

Hätte Christophe Pillet den Pulp Stuhl mit Kufen versehen, dass er ein moderner Schaukelstuhl geworden wäre, ich wäre fasziniert. So aber bleibt der Kunststoff-Freischwinger von Kristalia einfach ein nicht notwendiges Plagiat. Kaufen Sie das Original von Vitra bei ikarus.de oder connox.de!

Sonntag, 27. März 2011

Peepen wir mal bei Wilco ins Studio...

Das "Lowlife" Magazin hat einen exklusiven Zutritt zum Allerheiligsten der amerikanischen Band Wilco bekommen, zum Irving Park Loft, indem sich eigentlich nur vernünftige Musiker und keine Design-Schnösel herumtreiben dürfen. Dass hier nicht das Ästhetische von höchstem Belang ist, ist eigentlich schon klar, aber dass dieses Aufnahmestudio derart gemütlich gestaltet wurde, ist schon verwunderlich. Dicke Orientteppiche finden sich ja in vielen Aufnahmestudios, schließlich schluckt ein dicker Teppich auch enorm viel Schall! Dazu dunkle, schokoladen-rotbraune Wände und fertig ist der Gemütlichkeitsaufwand der Band Wilco. Und im ganzen Sammelsurium an alten Gitarren, Keyboards und Leutsprecher-Boxen findet sich auch ein gutes altes TELEFUNKEN Röhrenradio, made in Germany. Was die Jungs so auf Touren alles mitgehen lassen...

Gut, mir ist es allerdings nicht so gemütlich im Aufnahmestudio, dass ich gleich in einem der Hochbetten schlafen gehen würde, aber im Wahn des Aufnehmens von guter Musik scheint der Weg zum eigenen Bett dem einen oder anderen Musiker zu weit zu erscheinen.

Weitere Bilder unter: Wilco im "Lowlife"- Magazin

Freitag, 25. März 2011

Grammercy Park - elegant im Mid-Century Stil eingerichtet


Eine schicke Mid-Century Stil-Einrichtung hat sich hier Eric Ellenbogen von dem Architekten Michael Haverland und dem Inneneinrichter Alan Tanksley in einem alten New Yorker Haus aus dem 19. Jahrhundert zusammenstellen lassen. Ein Paul Lazlo Sofa trifft auf einen Paul Evans Couchtisch, beleuchtet von einer Andrée Putman Stehleuchte. Kombiniert wird dies fröhlich mit zwei biomorph anmutenden, italienischen Sesseln von Erberto Carboni Delfino, in deren Mitte sich ein kleiner, runder Tisch mit den typischen Zeichnungen von Piero Fornasetti tummelt. Um der Mid-Century Stil-Spielwiese den nötigen Freiraum zu verschaffen, wurde der Boden in einem angenehm hellen Grauton belassen und die bestimmende Wand mit bronze-dunkelbraunen Fliesen und eingelassenen Kamin versehen. So kann die gigantische Geigenfeige mit den Mid-Century Stil-Möbeln um die Wette strahlen.


So einen Aufgang liebe ich: Keine Ansammlung von albernen Stehrümchen, sondern ein ebenso geradliniges, französisches Sideboard aus feiner Eiche mit metallener Basis im Mid-Century Stil flankiert von zwei gleichgroßen Fotografien. Ein Blickpunkt auf dem Treppenabsatz, den man täglich wieder ins Auge fassen mag.


Das soviel Licht in den großen Wohnraum einfällt, hat mit einer kleinen bautechnischen Raffinesse zu tun: Anstatt eine geschlossene Decke einzuziehen, benutze Michael Haverland Glasbausteine. Große Dachfenster lassen das Licht durch die Glasbausteine nach unten fließen. In diesem "Wetterspiel" kann der Hausherr auf dem einladenden Tagesbett von George Nakashima mit Korbgeflecht-Rückenlehne oder im bequemen Ludwig Mies van der Rohe Tugenhat Sessel ausruhen. Neben den zwei Vintage-Möbeln aus den frühen 60er Jahren hat sich ein neuer Marcel Wanders Stone Hocker als kristallklarer Beistelltisch eingeschlichen. Bei der Schreibecke bleibt der Inneneinrichter Alan Tanksley dem Mid-Century Stil treu: Ein zierlicher Pierre Paulin Schreibtisch trifft auf einen Harry Bertoia Draht-Sessel - Metall zu Metall.



Und dass die Sonne mit ihren kräftigen Strahlen bis ins Wohnzimmer reichen kann, dass das Licht durch die Glassteine flirrend reflektiert wird, zeigt dieses Bild, aufgenommen unterhalb der Glasstein-Decke: Im flirrenden Sonnenlicht steht unter einer Bill Jacobson Fotografie eine Edvard und Tove Kindt-Larsen Kommode, die durch ihre runden Holz-Intarsien ins Auge fällt. Für mich hätte es das elegante, japanische Bonsai Bäumchen auch alleine auf der Mid-Century Stil-Kommode getan, aber wenn man schon der Sammelleidenschaft anheim gefallen ist, müssen die Schalen, Vasen und Tellerchen auch untergebracht werden. Soviel Disziplin, alle Sachen in einen großen Schrank zu verstauen und bei Gelegenheit bzw. den Jahreszeiten angepasst, das eine oder andere wieder aus der großen "Schatztruhe" herauszuholen, besitzen wohl nur die wenigsten unter uns.
Weitere Bilder unter: The North Elevation.

Mittwoch, 23. März 2011

Hotel Windsor in Nizza - Vogelgezwitscher in Künstlerhand


Künstlerisch gestaltete Hotelzimmer sind anziehender als das typische Einerlei kalter, aber günstiger Absteigen in den meisten Städten, das dachte sich auch Odile Payen Redolfi als sie das Familienunternehmen Hotel Windsor in Nizza übernahm. Und so überließ sie grundverschiedenen Künstlern jeweils ein Zimmer, um hernach die freie Gestaltung zu bewundern. Dass alle Künstler das Notwendige an komfortabler Ausstattung im Zimmer einbauten, ist selbstverständlich.



Ben Vautier nahm sich es freier und beschrieb das gesamte Zimmer in französischer Sprache - ob es ein Gedicht oder eine Beschimpfung ist, lässt sich so schnell nicht lösen. Andere Künstler malten bunte Blumen, bauten Verkehrsschilder ein, gestalteten nach Zen-Vorschriften...
Das Besondere an dem Windsor Hotel in Nizza sind jedoch nicht nur die interessant gestalteten Zimmer, sondern vor allem der Garten: Hohe Palmen und exotisch Blühendes - im mediterranen Klima und dazu im wärmeren Innenhof, der aber recht geräumig ist, gedeihen tropische Pflanzen prächtig. Einen kleine Trick hat sich Odile Payen Redolfi jedoch einfallen lassen: Künstliche Vogelstimmen locken Gäste einzutreten und sich an den vielen Sitzplätzen im Garten niederzulassen, dem fröhlichen Vogelgezwitscher zu lauschen, die exotischen Düfte zu riechen und vielleicht doch im andersartigen Windsor Hotel in Nizza zu übernachten wie schon viele einheimische Vögel...

Montag, 21. März 2011

Josef Frank: Den Frühling mit einem farbenfrohen Blumenmuster beschwören


Zum Frühlingsanfang wollen wir uns mit etwas Farbenfrohem beschäftigen: Statt Blümchen im Angesichts des Schweißens mühsam zum Blühen zu erwecken, lassen wir uns von bunten Blumenmuster-Drucken eines Josef Frank inspirieren. Letztes Jahr in aller Munde zu seinem 125. Geburtstag - und von mir vollkommen verpennt, obwohl ich selbst stolze Besitzerin eines seiner Vorhänge im schicken Blumenmuster bin. Aber in Zeiten des Internets wird man immer wieder an solche großen Designer erinnert.

Geboren in Österreich startet Josef Frank seine Karriere im deutschsprachigen Raum, um zugleich an alle möglichen Ecken anzustoßen. Mit seinem Spruch "Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Metallmöbel." auf dem Werkbund Kongress in Wien 1930 freundeten sich nur wenige an, schließlich war es die Zeit des metallgeprägten Art Déco in Frankreich, der auch in Österreich seine Auswirkungen hatte. Er mochte auch nicht LeCorbusier Spruch, das ein "Haus eine Maschine" ist. Viele sehen in Josef Frank einen Gegenentwurf zum Bauhaus, aber seien wir mal ehrlich, so wichtig das Bauhaus aus heutiger Sicht erscheint, so wenig beachtet wurde es in seiner recht schwierigen, kurzen Zeit des Bestehens.
Ich schweife ab. Mit dem von Le Corbusier, Mies van der Rohe, Marcel Breuer und anderen Bauhaus Architekten und Designern geprägten Funktionalismus konnte der Österreicher nichts anfangen. Er liebte das Figurale, das Ausschweifende im Design.



Bekannt wird Josef Frank aber erst nach seiner Emigration 1933 nah Schweden. Er trifft Estrid Ericson und startet für Svenskt Tenn Stoffe zu gestalten. Estrid Ericson lässt ihrem Chefdesigner alle Freiheiten im Design und Josef Frank lebt diese in vollen Zügen aus. Zwar sind viele 1934 bei der Vorstellung der ersten Stoff-Entwürfe ein wenig von der Farbenfrohheit der Blumenmuster geschockt, aber die bunte Fröhlichkeit wirkte und wirkt bis heute ansteckend: Es kringelt, fruchtet, spielt das Dekor in allen Farben verrückt!





Nicht nur auf weißem Hintergund gestaltet Josef Frank sein auffälliges Dessin: Faszinierend werden die großformatigen Blumenmuster auf dramatischen Schwarz. Fast ein wenig unheimlich und weniger sonnig, oder?

Bei soviel dramatischen Blumenmuster-Stoff als Vorhang ist es selbstverständlich nur noch einfarbige Sitzgelegenheiten und Kissen zu wählen. Und fast schon mutig einen karierten, pinkroten Teppich zum auffälligen Dessin der Vorhänge zu wählen!


Tapeten mit großformatigen Blumenmuster á la Josef Frank sind vor allem als farbenfroher Fleck hinter der Sitzgruppe im Esszimmer oder Küche beliebt. Und dass man das verspielte Dekor mit einer schlichten Designleuchte bestens kombinieren kann wie zum Beispiel dem Louis Poulsen Lampen-Designklassiker ist jedem einleuchtend. Anstatt schlichter Holzstühle aus den 60er Jahren passen auch schicke Plastik-Drehsessel von Philippe Starck wie den Ero/s - vor allem in transparent - von Kartell oder die immer gerne genommenen Eames Chairs dazu - bequem online bestellbar bei connox.de. Starten Sie zu spielen mit den Farben und Formen wie Josef Frank in seinen umwerfenden Design bis zu seinem Tode im Jahr 1967 stets tat.

Samstag, 19. März 2011

"Femininer" Schreibtisch - warum ohne PC?


Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass in deutschen Hochglanz-Wohn-Magazinen, die im World Wide Web nicht ganz so präsent sind, sprich nur eine lausige Werbeseite für das Abonnement zeigen, gerne das "Home Office" in "schick und feminin" zwar präsentiert wird, aber dort nie ein Laptop, Notebook oder gar ein PC auf den Schreibtisch hingestellt wird?

Frauen dürfen also von zu Hause aus arbeiten, aber bitte nur in einem hübsch papiernen "Notebook", gerne aufwändig dekoriert mit Blümcheneinband? Gedichte schreiben, Gästebücher verfassen, ausgedruckte Fotos der Lieben sortieren und zur Inspiration an die selbstgemachte Design-Pinnwand über dem Schreibtisch heften. Oder irgendetwas typisch weibliches handwerkeln: Etwas Zierliches stricken, häkeln, nähen, sticken - friemeln halt!



Aber bitte doch keinen PC oder Laptop auf dem Schreibtisch! Nicht doch das "böse" Internet in das traute Heim der Leserinnen schicken, sagt sich das lustig-bunte Hochglanz-Magazin. Könnte ja eine der geneigten Leserinnen auf die Idee kommen oder die Lust überkommen, mal in so ein technisches Gerät zu schauen, den Sohn mal so über die Schulter. Und dann ganz klammheimlich mal "Wohnen" googeln im Internet und erkennen, dass es im Internet viel schönere und kostengünstigere Alternativen als das Hochglanz-Magazin im nächstgelegenen Lebensmittel-Markt, nicht wahr? Das wollen wir unseren, lieben Leserinnen nicht antun...
Bitte die amerikanische Konkurrenz rechts anschauen und lieber dezente Tipps geben fernab von hübsch gestickten Überzügen für den Bildschirm. Zum Beispiel den schwarzen PC Bildschirm auf einem Schreibtisch vor einer dunklen Wand zu positionieren...

Donnerstag, 17. März 2011

Suita Sofa - ein Designklassiker der Zukunft


Es hat das Zeug zum Designklassiker, das Suita Sofa von Antonio Citterio, das Vitra seit letztem Jahr stets und überall gerne präsentiert: Filigraner Bau, lose Sofakissen zum Knautschen und Umstecken, niedrige Lehnen für Transparenz, hohe Lehnen zum entspannten Kopfanlehnen - eine Couch zwischen Ottoman und Sitzbank. Herrlich kuschelig wird die Couch, wenn sie nicht als Ottoman gesteckt, sondern ringsum mit den hohen Lehnen aufgesteckt wird: Ein Kokon für zwei Personen - mit samtweicher Decke und dutzenden von kleinen Sofakissen zum Nicht-wieder-aufstehen-wollen.
Stilgerecht wird das Suita Sofa des italienischen Designers Antonio Citterio von Vitra mit echten Designklassiker kombiniert, den Elliptical Table with Rod base (ETR) von Ray und Charles Eames - der Surfbrett-Couchtisch - und einer imposanten Akari Hängeleuchte von Isamu Noguchi. Wär jetzt noch so eine Aussicht hat wie das Vitra Design Museum in Weil am Rhein, kann sich wirklich glücklich schätzen...

Dienstag, 15. März 2011

Leben im Baumhaus - in Schweden ganz komfortabel möglich


Wer träumt nicht davon in einem Baumhaus zu leben - weit über dem Boden schwebend, nur an einem festen Baumstamm hängend, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, dem Rauschen der Blätter zu lauschen und die Einsamkeit zu genießen. Die schwedischen Architekten Tham & Videgård haben diesen allgegenwärtigen Traum verwirklicht in Harads im nördlichen Schweden. Ein vollverspiegelter Würfel von 4 x 4 x4 m hängt gut verschnürt mit breiten Gummiringen an einem Baumstamm, Seile sichern ihn.

Aufgebaut aus leichtem Sperrholz und einer speziellen Spiegelbeschichtung fasziniert der Würfel mit seinen Spiegelungen des Waldes. Um Vögel nicht zu irritieren, wurde in die Spiegelbeschichtung ein spezieller nur für Vögel sichtbarer Violettton eingelassen: Sie müssen also keine Angst haben vor aufklatschenden gefiederten Freunden.

Angst vorm Kraxeln müssen Sie auch nicht haben, den die schwedischen Architekten bauten ein höchst bequemen Steg mit Treppen ein. Zwar recht lang, aber einfach zu erreichen.
Und die Weitsicht über die schwedischen Wäder bezaubert doch, oder?
(Fotos von Åke E:son Lindman)

In dieser Computer-animierten Fotomontage wird die mehrfachen Befestigungsringe deutlich: Selbst bei einem stärkeren Sturm bleibt der verspiegelte Hotel-Würfel sicher hängen.

Und auf Komfort muss man in diesem schwebenden Hotelzimmer auch nicht verzichten: Ausgestattet ist der Kubus mit einem Doppelbett, zwei Sesseln und Tisch, selbst eine Toilette und eine einfache Dusche fehlt nicht. Recht viel Komfort für ein Baumhaus!
Schaut man sich jedoch den Innenraum aus rohbelassenem, vielleicht ein wenig geöltem Schichtholz, wird es eher doch ein karge Klause als ein komfortables Hotelzimmer.


Der Eindruck der kargen Klause wird verstärkt durch die etwas minimalistisch eingesetzten Fenster. Wie in den berühmten De Stijl Bauten aus den Niederlanden ist mal hier und da ein Fenster eingebaut, aber kahle Wände überwiegen. Bei so einer berauschenden Aussicht und uneinsichtbaren Fenstern durch die aufgebrachte Verspiegelung hätte man, meine lieben Architekten, nicht doch großzügiger Fensterflächen einsetzen können? Oder sind die nächsten Hotelzimmer doch näher als vermutet? Die Verspiegelung nächtens doch besser einsichtbar? Bei beiden Dingen wären mir blickdichte Vorhänge lieber als karge Wände.

Sonntag, 13. März 2011

Frauen-Silber - eine Ausstellung über Industriedesign der 20er/30er Jahre


"Frauen-Silber" nennt das Badische Landesmuseum in Karlsruhe eines seiner Sonderausstellungen. Was sich im ersten Moment etwas befremdlich anhört, vielleicht sogar etwas abwertend, ist eine Ausstellung über innovative Gold- und Silberschmiedinnen der goldenen 1920er/1930er Jahre. Ausgehend von dem verheerenden Ersten Weltkrieg, in denen viele Frauen "ihren Mann stehen", sprich eigenen Unterhalt verdienen mussten, drängten nach der Demokratisierung und der Öffnung des Bildungsmarktes für das weibliche Geschlecht mehr Frauen in sogenannte "Männerberufe". Als Goldschmiedin entwarfen und produzierten die Frauen meistens Schmuck, seltener Gebrauchsgegenstände. Das Badische Landesmuseum befasst sich nun ausschließlich mit dem "ersten Industriedesign" aus weiblicher Hand. Und dass dies nicht nur die aus dem Bauhaus bekannte Marianne Brand, sondern auch andere Frauen wie Martha Flüeler-Haefeli, Paula Straus oder Emmy Roth umfasst, zeigt die Ausstellung in umwerfender Weise bis zum 16. Juni 2011 in Karlsruhe. Vom 7. Juli bis 9. Oktober 2011 wird die Ausstellung im Bröhan-Museum in Berlin gezeigt. Weitere Informationen via Designlines.

Freitag, 11. März 2011

Memphis - trunkener Mist

Da bin ich aber beeindruckt: Matteo Thun sagt im "People Will Talk: Dornbracht Conversations 3", dass die Design-Bewegung Memphis der 80er Jahre einfach nur Mist war. Sie wären meist betrunken gewesen, hätten dann ein bisschen herumgespinnt und irgendetwas Verspieltes entworfen als Trotzreaktion gegen die rationale Heransgehensweise der Ulmer Hochschule für Gestaltung, berichtet Simon Cowell auf facebook.com/Architonic. Ist das nicht ein Hit? Die letzte große Design-Bewegung vor dem ewigen Recycling der letzten Jahre wird mit einem Handwisch von einem der Mitbegründer ad acta gelegt. Auf zu neuen Bewegungen, möchte man rufen! Aber man merkt es an den anderen der Gesprächsrunde, dass "Design" nicht mehr das Thema ist, sondern lediglich die Marke und vor allem ihre Profilierung im Vordergrund steht. Was auch immer die (meist) Herren der Schöpfung sich Neues ausdenken, es wird schon so unnütz sein, wie Memphis...

Mittwoch, 9. März 2011

Sammler sind die besten Einrichter


Ich liebe es, wenn Leute Dinge sammeln, nicht um sich ihre Zimmer vollzumüllen, vielmehr weil sie sich in etwas verliebt haben. Sei es, dass eine spannende Geschichte hinter dem gute Stück steckt, und wenn es auch nur eine Erinnrung an einen lieben Menschen ist. Oder man kann einfach die Augen nicht von einer irren Form oder einer unglaublichen Farbe nehmen.
DesignSponge* lässt uns einen tiefen Blick in die Sammelleidenschaft zweier Menschen nehmen, nämlich Chris und Stephen Harris-Smith. Vor rund vier Jahren bezogen sie ein von Joseph Eichler entworfenes Haus in San Rafael, Kalifornien, und das nüchterne 50er Jahre Design des Hauses ermutigte sie, die Innenräume genauso passend einzurichten: Viel Vintage selbstverständlich, wie die übernommene Regalwand mit aufgehängten, kleinen Kommoden und  die tiefen Sessel.



Im großen Wohnzimmer mit anschließenden Esszimmer verlegten die Hausherren - für meine Begriffe unangenehme - Steinboden: Kleine, helle Flusskiesel fein säuberlich in Zement eingelassen. Nichts für Sockenläufer-Fanatiker - außer sie lieben den Schmerz wie über Nagelbretter laufende Fakire!
Der helle Boden bietet aber Raum für die dunklen Möbel im großen Raum wie zum Beispiel die filigranen Metallstühlen am einladenden Esstisch. Zudem nimmt die Hellgkeit des Bodens die dunkle Wucht der belassenen Holzdecken.

Aufregend an dem Esszimmer ist neben den aufgestapelten Teakholz-Lautsprechern das weiße Sideboard mit seiner markanten Oberfläche...


... das so gut den Hausherren gefiel, dass es gleich im Schlafzimmer nochmals mit einem Schrank kombiniert wurde: "Lane Units" sind mir zwar vollkommen unbekannt, aber sie wirken wohl nur in diesem Schneeweiss so gut. Würden diese Kommoden in schmierigen Dunkelbraun in einem Zimmer stehen, ich würde keinen Blick ihnen schenken.

Im Übrigen schon aufgefallen? Während im Esszimmer eine cognacfarbene Wand das Weiß leuchten ließ, ist es im Schlafzimmer eine Piero Fornasetti Tapete. Und die schwarzweißen  Gesichter von Piero Fornasetti sowie die Sonnen von Alexander Girard haben es den Beiden angetan.
Wunderschön finde ich die Tagesdecke mit dem Orla Kiely Blattmuster in einfach tollen Farben - ein Hingucker zum Reinschmeissen und Wohlfühlen!





Die Küche wurde mit neuen Formica- Blenden (amerikanisches Resopal) in der gleichen traumhaften Farbwahl verschönert: Apfelgrün, Maisgelb, Eisblau, Schneeweiss und Lichtgrau sorgen für einen appetitlichen Anblick!
Im Übrigen wurde hier wie im Schlafzimmer die dunkle Beize der Holzdecken abgeschliffen - eine mühevolle, aber lohnenswerte Arbeit, denn so eine dunkle Decke kann einen ganz schön erdrücken.








Und dazu werden keine Designklassiker kombiniert, sondern einfache Geflechtssessel des schwedischen Möbelhauses - ich zieh den Hut. Die meisten hätten jetzt zum Eames Chair gegriffen, Chris und Stephen Harris-Smith nehmen günstige Stühle und kombinieren diese lustig mit den Sonnen-Gesichtern von Alexander Girard als Teppich, Kissen und Bilder. Lebensfroher Mix.

Sonntag, 6. März 2011

Sofa zum Selbermachen


So schnell kann man eine bequeme Lounge-Ecke zaubern! Kein teures Sofa oder exklusive Sitzmöbel - nein, ein einfaches Futon und dutzende über dutzende Kissen reichen völlig aus sich zu entspannen. Für Bequemlichkeitsfanatiker gibt es jetzt noch weitere Möglichkeiten dieses einfache Sofa zu verbessern: Erstens anstatt einem dünnen Futon ein dicke Taschenfederkern-Matratze nehmen. Man sitzt nicht gleich auf dem harten Boden, sondern schwingt auf den Federn. Wer es noch kuscheliger mag, nimmt einfach noch eine dicke, polsternde Matratzenauflage darauf, die nicht nur alles komfortabler, sondern auch leichter waschbar macht. Im Rücken reichen keine riesengroßen Kissen aus? Eine einfache Bonell-Federkernmatratze senkrecht stellen und mit einer Decke mittels hinten angebrachten Sicherheitsnadeln verschönern. Sie mögen nicht so tief auf einer Lounge-Couch sitzen? Hölzerne Paletten bei befreundeten Firmen abstauben - entweder nebeneinander oder übereinander stapeln. Gegebenenfalls mit Nägeln oder einem Gurtband sichern. Und auf jedenfall mit einem farblich passenden Stoff betackern oder mit breiten, auf Maß geschnittenen Holzleisten verzieren. Und darauf Matratze und Kissen als alternative Couch fröhlich arrangieren.
Na, auf eine Idee gebracht? Nicht nur im Wohnzimmer lässt sich dieses Sofa schnell einrichten, auch im Kinder- oder Jugendzimmer, auf der überdachten Terrasse im Sommer und im Wintergarten sowieso.

Freitag, 4. März 2011

Stockholm Fair - es leben die Fünfziger!


Man kommt ja zu nichts - zu viel Information flutet auf einen zu in diesem heißen Messe-Winter/Frühjahr: Stockholm Fair - eine kleine Messe in der schwedischen Hauptstadt habe ich in den Berichten einfach links liegen gelassen, weil ich mir dachte, was sollen die Skandinavier schon bringen? Fallen ihnen außer dem großen Möbelhaus noch weitere Marken ein?
Es sind halt feine, kleine Kreise, die die schwedische Möbelmesse zieht. Und die rufen bei mir eher Anerkennung hervor als das Mammutprojekt imm Cologne: Denn in Skandinavien wird noch auf die gute alte Handwerkstradition gesetzt und wirklich gut verarbeitete Möbel und Leuchten sind das Ergebnis.
Auffallend an dem Report von Stylepark ist dieser zierliche Schminktisch "PickUpMakeUp" von Marica Tagg und Per-Johan Sandlund, der noch ein Protoptyp ist. Ein Remake der 50er Jahre, sagen Sie und ich nicke mit dem Kopf: Aber nicht nur im äußerlichen Design, sondern auch in der Funktion! Eine parallelogrammförmige Abdeckung lässt sich nicht nur Aufklappen, sondern birgt einen ebenso geformten Spiegel und sternförmig angebrachte, gelbe Gummibänder, um schmale Schminkutensilien unterzubringen. Rechts wird der Frisiertisch abgerundet von einer hölzernen Rollade - bekannt von antiken Schreibtischen, hinter der größere Dinge wie ein Fön versteckt werden können. Ein absolut rundes Design, dieser "PickUpMakeUp" Schminktisch auf vier zierlichen Rundholz-Beinen. Hoffen wir, dass er auch in Serien-Produktion geht.



Und zu dem Frisiertisch passt diese Grasshopper Stehleuchte von Gubi: Greta Magnusson Grossman orientiert sich an den Tütenleuchten der 50er Jahre und präsentiert ihre Grasshopper Stehleuchte nicht nur auf einem immer standfesten Drei-Bein-Gestell, sondern auch in den typischen Pastellfarben der Bonbon-Area. Im Gegensatz zu den alten Tütenlampen, kann hier aber die Tütenform an einem Gelenk verstellt werden. Im Übrigen sind im rechten Hintergrund weitere Hommage-Leuchten der Fuffziger zu erkennen: Barba Corsini lässt für die ABC Tischleuchte (Gubi) das Lochmuster - das gestanzte Metallmuster - als Lampenschirm wieder aufleben. kein Flur konnte kaum ohne dieses Metall-Lochmuster früher auskommen!



Wer noch die passende Sitzgelegenheit für den Frisiertisch sucht, wird auch bei der Stockholm Fair fündig. Eine Bank mit bezaubernden Armlehnen, die zugleich als Rückenlehnen einladen sich breitbeinig gegenüber zu setzen und sich somit gegenseitig zu schminken!
Ob das Klong Furniture mit ihrer schmalen Sitzbank geplant haben, weiß ich nicht. Aber diese witzige Bank mit ihren abstehenden Stakenfüßen passt einfach perfekt in die Fuffziger von Form und Farbe. Wird von Klong Furniture auch als zierlicher Stuhl angeboten.



Eine große Rolle rückwärts sind diese Möbel-Entwürfe auf der Stockholm Fair: Der Sessel Concord von Stouby Furniture ist schon keine Hommage, sondern eher eine dreiste Kopie des Arne Jacobsen Entwurfes Schwanensessel (Swan Chair). In gleicher Farbkombination mit schicken Metallflachprofil präsentieren sich die Cumulus Beistelltische: Es lebe der Nierentisch! Abgerundete Dreiecksform mit HPL- bzw. Resopal-Tischplatte auf zierlichem Metallfuß ist eigentlich auch kein neuer Wurf. Das einzige Gute: Die meist lästige goldene Plastikumrandung, die im Laufe der Jahre schrumpfend reißt, ist hier weggelassen worden. Eine entschiedene Verbesserung.

Dienstag, 1. März 2011

String Regale - vergessene Designklassiker


Etwas überrascht war ich auf der imm Cologne Möbelmesse einen Stand STRING Regale zu finden. "Die gibt es noch?" schoß es mir durch den Kopf. In fast jedem Haushalt der 60er Jahre wurden diese filigranen Regalsysteme verbaut - nicht immer das schwedische Original, häufig auch andere Hersteller, die sich meist nicht qualitativ schlechter stellten wie hier zu sehen. Aber dass man dieses praktische Regalsystem noch neu kaufen kann, war mir nicht bewusst - wie so vielen anderen Leuten auch. Denn als ich dastand und die Qualität bewunderte, drehten sich die meisten Gespräche um nur einen Inhalt: "Das Regal hat ich auch in meinem Kinderzimmer!" Und so wurde der arme STRING Messestand-Betreiber mit diesem Spruch tagsein und -aus genervt. Wetten, dass die meisten Leutchen, insbesondere die sogenannten "Lautschreier" ein Billigheimer an der Wand kleben hatten? Denn ein STRING Regal war auch in den 60ern schon etwas Besseres, hat dieses Regalsystem die kleinen Häkchen zum Aufhängen der Regalbretter in das Drahtgestell. Hiermit sind sowohl Böden als auch Träger wackelfrei und somit in sich stabilisierend verbunden - eine wunderbare Lösung des schwedischen Architekten Nils Strinning, der dieses ausgeklügelte Regalsystem 1949 entwarf.


Schlicht in Weiß kann ein STRING Regalsystem in fast jedem Zimmer eingesetzt werden - ob in der Küche als offenes Geschirrbord oder im Wohnzimmer als Bücherregal. Auf einem dunklen Wand-Hintergrund kommt das zierliche Regal besonders gut zur Geltung.


Besonders in einer raumgreifenden Höhe mit eingesetzten Schrankteilen wirkt ein STRING Regalsystem äußerst elegant. Warum ist dieses einfache, aber bestens hergestellte Regal nicht so ein bekannter Designklassiker wie der Eames Lounge Chair von Charles Eames für Vitra? Oder die Sunburst Clock von George Nelson (ebenfalls Vitra)? Haben die Schweden zu billig ihr Designprodukt verkauft? Eher sind sie nicht gegen die Hunderte von Plagiaten, die den Markt überschwemmten, vorgegangen, vielleicht weil es nicht eindeutig war, wer wirklich der erste Designer war? Oder man es einfach in den frühen 50er Jahren nicht ernst nahm?


Wichtig ist es, wenn man sich in Designklassiker-Möbeln einrichten möchte, sich somit einen gewissen Stil aneignen möchte, sich auch stilgerecht im Krimskrams auszustatten. Nichts schlimmer als dieser immer wieder viel beworbene "Mix"-Stil: Alles passt, wenn wir die Augen schließen.
Zum STRING Regalsystem gehört wie das Ei zum Frühstück, der kleine, hölzerne Affe von Kay Bojesen - eigentlich nicht wie auf dem Bild an einem Bäumchen hangelnd, sondern an den Regal-Gitterstäben, bitteschön.